Sexualtherapie für Männer
Die männliche Sexualität
Sexuelle Probleme und Störungen gehören zu den häufigsten psychischen Problemen. Zum Beispiel klagen viele Männer in Österreich über gelegentliche oder chronische Erektionsprobleme. Sehr oft fehlt die sexuelle Lust. Sex hat viel mit Funktionieren-Müssen und einer gewissen Kopflastigkeit zu tun. So sind rund um Sexualität viele Mythen entstanden, die das Erleben einer glücklichen Sexualität stören. „Er ist einen halben Meter lang, hart wie Stahl und macht die ganze Nacht nicht schlapp“, so beschreibt Zilbergeld, ein amerikanischer Sexualtherapeut, das Fantasiemodell von männlichen Sex. Bei Vielen, die von sexuellen Problemen belastet sind, spuken die problemfördernden Mythen im Kopf herum. Männer können und wollen jederzeit, beim Sex zeigt ein wirklich guter Mann, was er kann, Sex ist gleich Orgasmus, guter Sex ist spontan, zum guten Sex gehört ein Orgasmus, am besten ein multipler und ein gleichzeitiger. Ebenso vermittelt die Pornofilmindustrie hinsichtlich Potenz ein unrealistisches Bild.
Einflüsse, die das sexuelle Empfinden von Männern behindern können
Sexuelle Funktionsstörungen
Unter sexuellen Funktionsstörungen versteht man ein sexuelles Problem, das in der Mehrzahl sexueller Kontakte auftritt und seit mindestens einem halben Jahr besteht. Dazu besteht ein Leidensdruck und/oder interpersonelle Probleme.
Die häufigsten sexuellen Funktionsstörungen bei Männern, die in der Sexualtherapie angesprochen werden:
- Mangel oder Verlust von sexuellem Verlangen
- Gesteigertes sexuelles Verlangen (Sexsucht, Pornographiesucht, Bordellsucht)
- Erektile Dysfunktion (Erektionsstörung)
- Sexuelle Aversion und mangelnde Befriedigung
- Ejaculatio precox (früher Samenerguss)
- Verzögerter oder ausbleibender Orgasmus
Organmedizinische und psychopathologische Abklärungen
Organmedizinische Abklärungen sind bei sexuellen Problemen wichtiger als bei manchen anderen psychischen Schwierigkeiten, da organische Probleme oft eine wichtige Mitbedingung für die sexuelle Störung darstellen. Die ärztliche Konsultation (Urologie, Endokrinologie, Internist, Psychiater, …) sollte genutzt werden, um organische Verursachungen (z.B. Diabetes, Störungen des Hormonhaushalts, Depression, …) sexueller Probleme auszuschließen.
Sexuelle Identitäts- und Reifungsstörungen
Geschlechtsidentität bezeichnet die subjektive Zugehörigkeit zu einem Geschlecht und die Übereinstimmung damit. Geschlechtsidentität kann männlich, weiblich oder auch ganz anders (z.B. dazwischen oder zweigeschlechtlich) erlebt werden. Es gibt aber auch Personen, die von sich sagen, dass sie keine Geschlechtsidentität erleben.
Dazu gehören:
- Transsexualität
- Transvestitismus
- Homosexualität
- Asexualität (fehlendes oder ein nicht vorhandenes Verlangen Interesse an Sexualität – nicht gleichbedeutend mit sexueller Abstinenz!)
- Geschlechterdysphorie (Unzufriedenheit bezüglich der Nichtübereinstimmung des körperlichem mit dem seelischem Geschlecht)
Störungen der sexuellen Präferenz
Die Termini „Sexuelle Abweichung“ oder „Perversion“ unterliegen in ihrer Definition einem ständigen Wandel. D. h., was einmal als „gestört“ angesehen wird, kann durchaus ein anderes Mal als „normal“ angesehen werden.
Eine Störung der Sexualpräferenz liegt dann vor, wenn der Betroffenen einem Leidensdruck unterliegt, wenn er jemand anderen unter Leidensdruck versetzt, verletzt oder dessen Tod herbeiführt. Mitunter zählen hier alle sexuellen Handlungen mit einer nicht einwilligenden Person.
In der Sexualtherapie für Männer gehören folgende dazu:
- Fetischismus (Gebrauch von unbelebten Objekten, wie Schuhe oder Wäsche oder die Fixierung auf einen Körperteil, z.B. Fuß-Fetischismus)
- Frotteurismus (sich Reiben an einer nicht einwilligenden Person)
- Fetischistischer Transvestitismus (das Tragen der Kleidung des anderen Geschlechts)
- Exhibitionismus (das zur Schau stellen der eigenen Genitalien)
- Voyeurismus (die Beobachtung einer nichtsahnenden Person, die nackt ist, sich gerade entkleidet oder sexuelle Handlungen ausführt)
- Hebephilie (Präferenz für pubertierende Mädchen und/oder Burschen)
- Sadomasochismus (Lust an Schmerzen und/oder Lust jemand Schmerzen zuzufügen)
- Pädophilie (das sexuelle Interesse gilt prä- oder peripubertären Kindern)
- Zoophilie (Sex mit Tieren)
- Nekrophilie (Sex mit Leichen)
- Dissexualität (sexuelle Selbstbestimmung anderer Menschen wird beeinträchtigt)
- sonstige Störungen der Sexualpräferenz (Uro- oder Koprophilie – sexuelle Praktiken mit Urin und Kot, Objektophilie …)
- Hypersexuelle Störung (die Zeit, die mit wiederkehrenden sexuellen Fantasien, sexuellem Verlangen oder sexuellen Verhaltensweisen aufgebracht wird und andere nichtsexuelle Aktivitäten beeinträchtigt)
Störungen der sexuellen Reproduktion
- unerfüllter Kinderwunsch
Sexualtherapie für Männer hilft auch bei
- Sexualität im Alter
- Sexualität bei Erkrankung oder Behinderung
- Gewalt in der Partnerschaft
- Risikofaktoren wie Hyperlipidemie, Bluthochdruck, Diabetes oder Schilddrüsenerkrankungen
Ein weiterer Mythos besagt, dass die männliche Sexualität im Gegensatz zur weiblichen Sexualität, weitaus einfacher und problemloser zu sein hat.
Männer besitzen nur ein Geschlechtsorgan, die Frau besitzt mehrere. Frauen brauchen ein langes Vorspiel und es dauert lange bis sie zum Orgasmus kommen. Sie haben Schmerzen beim Geschlechtsverkehr, wollen reden und schmusen, brauchen bestimmte Empfindungen um zur Erregung zu gelangen usw. Aber andererseits gibt es diese verwirrenden Situationen, wo Frau vollkommen die Kontrolle verliert, nach viel Sex verlangt, zu multiplen Orgasmen fähig ist, stöhnt und kreischt, wo der Mann plötzlich nicht mithalten kann. Wegen seines verzweifelten Wunsches, beim Sex alles richtig zu machen und nichts zu verpassen, nicht als unmännlich abgestempelt zu werden, kann den Mann in Bedrängnis führen. Die Modelle von Sex, die präsentiert werden, sind in vielerlei Hinsicht unzulänglich und der Hauptgrund für sexuelle Unzufriedenheit.